Sonntag, 2. Januar 2011

Der Silvesterkarpfen

Der Silvesterkarpfen

An Silvester jedes Jahr,

das ist seit zwanzig Jahren klar,

kommt auf den reich gedeckten Tisch,

immer Fisch.



Zwei Tage vor dem großen Fest,

der Opa es nicht nehmen lässt,

Silvesterkarpfen kauft nur er,

lebendig und vier Kilo schwer.



In die Wanne kommt das Vieh,

noch gibt sich dieser Karpfen Müh,

aus der Wanne zu entkommen,

wobei er hin und her geschwommen.



Am Abend kommt die Nachbarschaft,

bestaunt des Fisches wilde Kraft,

wenn der hoch aus dem Wasser springt,

was ihm vor Schreck schon Mal gelingt.



Fotos werden nun geschossen.

Ein Schnäpschen in den Hals gegossen,

und jeder jeden streng betrachtet,

wer morgen diesen Karpfen schlachtet.



Es kommt der Tag der langen Messer.

Opa geht es gar nicht besser.

Papa macht sich schnell davon,

schlachte du mein lieber Sohn.



Vater, nein ich kann das nicht,

schau ich dem Karpfen ins Gesicht,

spür ich des Fisches Schmerz und Leid,

er hat ein Recht auf Ewigkeit.


So kommt es wie seit zwanzig Jahren.

Der Karpfen wird zum See gefahren.

Nach der Karpfenrettungstat,

gibt’s wieder Würstchen mit Salat.

Das Gedicht wurde am 01.01.2011 in den Lübecker Nachrichten veröffentlicht.

Dez. 2010






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